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Frauengesundheit

HPV-Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs

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Eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) kann unter anderem zu Gebärmutterhalskrebs führen. Welche Präventionsmassnahmen es gibt und für wen und wann eine Impfung empfohlen wird, erklärt Dr. André Kind im Interview.

Dr. med. André B. Kind, MPH

Ärztlicher Leiter Poliklinik,
Stv. Chefarzt Gynäkologie, Frauenklinik Universitätsspital Basel

Wie hängen HPV und Gebärmutterhalskrebs zusammen?

Mit Humanen Papillomaviren kommen praktisch fast alle Menschen in Kontakt, die Sex haben. Eine Infektion mit HPV kommt also sehr häufig vor – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Bei den allermeisten Menschen, das heisst, bei über 90%, bleibt diese Infektion ohne Folgen. Bei einem kleinen Teil von Männern und Frauen kann es aber zu Zellveränderungen kommen. Diese Veränderungen können wiederum bei einem sehr kleinen Teil zu Krebserkrankungen führen. Die häufigste durch HPV verursachte Krebsform ist Gebärmutterhalskrebs. In der Schweiz erkranken jedes Jahr ca. 260 Frauen neu an Gebärmutterhalskrebs. Es gibt aber auch noch andere Krebserkrankungen, die durch HPV ausgelöst werden können.

Welche Präventionsmöglichkeiten gibt es?

Die primäre Prävention besteht darin, zu verhindern, dass man mit dem Virus in Kontakt kommt. Eine Präventionsmöglichkeit wäre also, dass man überhaupt keinen Sex hat. Das ist aber für die meisten weder wünschenswert noch möglich. Daher ist die sicherste Prävention die HPV-Impfung, die seit langem auch in der Schweiz empfohlen wird.

Für wen wird die HPV-Impfung empfohlen?

In der Schweiz wird diese Impfung zwischen 11 und 26 Jahren für Mädchen und Jungen auch von den Krankenkassen bezahlt. Neu zugelassen wurde die Impfung nun auch für die Altersgruppe zwischen 27 und 45 Jahren – allerdings als Leistung, die selbst bezahlt werden muss. Die HPV-Impfung ist sehr sicher und deckt die neun häufigsten HPV-Typen ab. Wir sehen bereits, dass durch die Impfung ca. 90 % aller Gebärmutterhalskrebsfälle verhindert werden können.

Wer sollte die HPV-Impfung auch nach dem 26. Lebensjahr durchführen lassen?

Hier besteht keine generelle Empfehlung, sondern vor allem eine für Frauen mit Risikofaktoren. Das betrifft vor allem Frauen, bei denen das Immunsystem etwa durch vorliegende Erkrankungen nicht richtig funktioniert. Ausserdem empfiehlt sich die Impfung für Frauen, in deren Familie bereits Erkrankungen vorliegen, die durch HPV verursacht wurden, sowie bei Frauen, bei denen in der Vergangenheit bereits Folgen von HPV-Infektionen vorlagen.

Welche Risikofaktoren bestehen darüber hinaus noch in Bezug auf eine Erkrankung mit Gebärmutterhalskrebs?

Ein grosser Anteil der Frauen, die an einer Vorstufe oder an Gebärmutterhalskrebs erkranken, konsumiert Nikotin. Ebenso stellen eine höhere Anzahl an Sexualpartnerinnen und -partnern und somit der Kontakt mit verschiedenen HPV-Typen ein Risiko dar. Wie bei allen Virusinfektionen gibt es auch hier Menschen, deren Immunsysteme mit Humanen Papillomaviren einfach nicht gut umgehen können. Das sehen wir etwa auch bei Infektionen mit dem Coronavirus, die bei manchen Menschen gravierendere Auswirkungen haben als bei anderen. Warum das im Rahmen einer HPV-Infektion auch so ist, wissen wir allerdings noch nicht genau.

Haben Sie abschliessend noch Empfehlungen zur Prävention und Vorsorge rund um HPV und Gebärmutterhalskrebs?


Das Wichtigste ist, Vorsorgemassnahmen zu ergreifen – und zwar unabhängig davon, ob Frauen geimpft sind oder nicht. In der Schweiz wird zwischen 21 und 70 Jahren der Abstrich am Gebärmutterhals alle drei Jahre durchgeführt. Sollten Krebsvorstufen erkannt werden, können so gegebenenfalls Therapiemassnahmen eingeleitet werden. Mittlerweile wird weltweit ab dem 30. Lebensjahr ein spezifisches HPV-Screening empfohlen, denn mit diesem Screening können wir eine grosse Anzahl der Gebärmutterhalskrebserkrankungen verhindern. Leider wird dieses HPV-Screening in der Schweiz nach wie vor nicht von der Krankenkasse bezahlt. Es wäre wünschenswert wenn sich dies ändern würde.

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