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KD Dr. med. Markus Baumgartner spricht über die Herausforderungen im Umgang mit Demenz und erklärt, warum gerade bei Fortschreiten der Erkrankung eine hohe Lebensqualität möglich ist. 

KD Dr. med. Markus Baumgartner

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
CEO und Ärztlicher Leiter
Sonnweid AG

Herr Dr. Baumgartner, worauf kommt es in der Betreuung von Demenzpatienten an? 
Die zwischenmenschliche Beziehung in der Betreuung, in der Pflege und in der Behandlung steht absolut im Zentrum. Und wir als Sonnweid sind der Überzeugung, dass diese persönliche Beziehung zu den Betroffenen und ihren Angehörigen auch den entscheidenden Unterschied macht. Die Begegnung von Mensch zu Mensch stellt letztlich den Schlüssel dar, um mit den Betroffenen einen guten Weg gehen zu können. 

Bei Ihnen in der Sonnweid AG wird vor allem auf die Emotionen Betroffener eingegangen, warum ist dies so wichtig? 
Die Kognition nimmt ab, die Emotion aber bleibt. Und das Gegenüber mit Demenz spürt sehr genau, ob ich mich auf die Beziehung einlasse oder ob ich einfach «nur» meinen Job mache. Es muss uns gelingen, den einzelnen Menschen dort abzuholen, wo er gerade steht. Dazu brauchen wir ein Konzept für jeden einzelnen Menschen. 

Wie schaffen Sie es, die Betroffenen auch «emotional» zu versorgen? 
Die Beziehung ist zentral. Nur so kann ein Gefühl des Angenommen-Seins und der Zugehörigkeit entstehen – ohne Beziehung sind wir allein. Beziehung ist Arbeit. Arbeit, die sich für alle lohnt. Oft kommt viel zurück. So kann man mit Menschen mit Demenz etwa überdurchschnittlich viel und häufig lachen. Das gemeinsame Lachen stellt bei uns ein zentrales Beziehungselement dar. 

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass Demenzpatienten offenbar «mehr» Emotionen zulassen? 
Viele Menschen sind oft kognitiv sehr kontrolliert. Dadurch sind Emotionen schwerer wahrnehmbar. Wenn aber die kognitive Kontrolle langsam schwindet, werden die ehrlichen Emotionen sichtbarer. Aus meiner Sicht ist der Zugang zur Emotionalität eines Betroffenen eine grossartige Sache. Letztlich geht es doch um das Wohlbefinden im Hier und Jetzt. 

Würden Sie sagen, Betroffene können trotz ihrer Demenzerkrankung eine hohe Lebensqualität haben? 
Die Vergangenheit ist für Betroffene nur noch begrenzt zugänglich, die Zukunft «Out of Range». Das Leben findet im Hier und Jetzt statt. Was uns kognitiv Gesunden oftmals nicht gut gelingt, das gelingt Menschen mit Demenz sehr gut. Das emotionale Aufgehoben-Sein im Hier und Jetzt kann viel Wohlbefinden und Lebensqualität erzeugen – trotz schwerer Erkrankung. Ich würde sagen, die Lebensqualität bei unseren Bewohnenden ist gut bis sehr gut. Was bei Weitem die Lebensqualität der Allgemeinbevölkerung übertrifft. Demenz schützt etwa auch vor Verbitterung. 

Wie wirkt sich eine Demenzerkrankung auf Angehörige aus? 
Angehörige leiden oft viel stärker, sind von der Demenz oft mehr betroffen als die Erkrankten selbst. Im Verlauf der Erkrankung zeigt sich bei vielen Betroffenen eine erstaunlich gute Lebensqualität. Und das kann für Angehörige bei aller Schwere der Situation etwas Versöhnliches haben. 

Kompetenzzentrum für Demenz: Beziehung im Fokus 
• Zuhause für 174 Bewohnerinnen und Bewohner mit 16 Stationen 
• Ausschliesslich Menschen mit Demenz (unterschiedlichste Formen und Schweregrade) 
• Haupt-Zielsetzung: Wohlbefinden trotz schwerer Erkrankung 
• Demenzfreundliche Infrastruktur: Offene Strukturen, Rampen statt Treppen, viel Bewegungsraum, grosse Aussenanlage 
• Bewohnerinnen und Bewohner sind im ganzen Haus unterwegs 
• Einer der grössten Arbeitgeber in Wetzikon 
• 325 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 

3 Wohnformen, 2 Spezialangebote, Ambulante Gedächtnis-Sprechstunde 
• 3 Wohngruppen für Menschen, die kognitiv noch relativ stark sind 
• 2 Oase-Stationen für Menschen, die schwerer pflegebedürftig sind 
• 9 Betreuungs- und Pflegestationen 
• 1 Semiakutstation für Demenzerkrankte mit besonders herausforderndem Verhalten 
• 1 Tag/Nacht-Station zur Entlastung der betreuenden Angehörigen durch Ferien- und Tagesaufenthalte 

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