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Diabetes – die süsse Gefahr

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Diabetes Typ 2 ist auf dem Vormarsch, vor allem aufgrund von zunehmendem Wohlstand, ungesunder Lebensweise und steigender Lebenserwartung. Bei frühem Erkennen und konsequentem Behandeln können aber Langzeitfolgen vermieden werden.

Dr. med. Michael Egloff 

Leitender Arzt Endokrinologie/ Diabetologie und Innere Medizin 
Kantonsspital Baden 

Was genau ist Diabetes Typ 2?
Ein Diabetes mellitus («honigsüsser Durchfluss») besteht, wenn der Zuckergehalt im Blut erhöht ist. Bei der Steuerung des Blutzuckers kommt dem Hormon Insulin, das in den Inselzellen im Pankreas (Bauchspeicheldrüse) hergestellt wird, grosse Bedeutung zu. Besteht ein Missverhältnis zwischen Insulinbedarf des Körpers und Insulinausschüttung im Pankreas, kommt es zu einem Anstieg des Blutzuckers. Beim Diabetes Typ 1 handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die zu einer graduellen Zerstörung der Inselzellen und dadurch zu einem völligen Insulinmangel führt.

Beim Diabetes Typ 2 besteht hingegen eine sogenannte Insulinresistenz, das heisst, dass das Insulin im Gewebe nicht gut wirkt. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Insulinbedarf, der durch das Pankreas nicht genügend gedeckt werden kann. Zusätzlich kann die Funktion der Inselzellen eingeschränkt sein.

Die Insulinresistenz wird begünstigt durch Faktoren wie Übergewicht, ungesunde Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität. Zudem altert das Blutzuckersystem wie alle Organe im Körper, weshalb Diabetes Typ 2 mit zunehmendem Alter häufiger auftritt. Man nennt ihn deshalb auch «Altersdiabetes». Oft besteht eine familiäre Veranlagung. Leiden erstgradige Verwandte an einem Diabetes Typ 2, ist das Risiko erhöht, selbst daran zu erkranken, häufig auch in jüngerem Alter.

Neben dem Typ 1 und Typ 2 gibt es noch einige weitere Diabetesformen wie Schwangerschaftsdiabetes, monogenetisch vererbte Formen, Diabetes nach Erkrankungen oder Operationen des Pankreas oder medikamentös bedingten Diabetes.

Wer sollte sich auf Diabetes Typ 2 untersuchen lassen?
Da leicht erhöhte Blutzuckerwerte keine Symptome verursachen, ist eine Screening-Blutzuckermessung ab dem Alter von 35 bis 40 Jahren generell sinnvoll. Personen mit erhöhtem Risiko sollten sich früher untersuchen lassen. Dies betrifft Personen mit erstgradigen Verwandten mit Diabetes Typ 2, Personen mit Bluthochdruck, Adipositas oder erhöhtem Cholesterin und Frauen mit Zustand nach Schwangerschaftsdiabetes.

Stärker erhöhter Blutzucker kann sich bemerkbar machen mit vermehrtem Durstgefühl, erhöhter Urinmenge, allgemeiner Schwäche, Sehstörungen, Gewichtsverlust und Anfälligkeit für Infektionen. Bei solchen Symptomen gehört eine Blutzuckerbestimmung zur Abklärung dazu.

An wen wendet man sich bei Symptomen am besten?
Die erste Anlaufperson ist sicher der Hausarzt. Dieser kann die nötigen Abklärungen durchführen und eine Therapie einleiten. Eine Zuweisung zu einem Diabetologen ist meist nur bei komplizierten Fällen notwendig.

Wie läuft die Diagnose ab?
Zuerst wird der Zucker im Blut gemessen, am besten nüchtern. Zudem wird ein Dreimonatswert, das sogenannte HbA1c, bestimmt. Ein Testergebnis soll für die Diagnose Diabetes in mindestens zwei Messungen erhöht sein.

Diagnose Diabetes Typ 2, was nun?
Der wichtigste Therapiepfeiler beim Typ-2-Diabetes ist eine Veränderung des Lebensstils mit Gewichtsreduktion, ausgewogener gesunder Ernährung und ausreichend körperlicher Aktivität. Gelegentlich reicht dies, um den Zucker genügend zu senken. Meist sind jedoch zusätzlich Medikamente sinnvoll. Hier steht uns mittlerweile eine ganze Palette von modernen Substanzen zur Verfügung. Gelegentlich kommt auch beim Typ-2-Diabetes Insulin zum Einsatz, vor allem bei stark erhöhtem Zucker und bei zunehmender Schwäche der insulinproduzierenden Zellen.

Da Diabetes eine chronische Krankheit ist und durch eigenes Verhalten stark beeinflusst werden kann, sollen die Betroffenen auch eine Schulung über die Krankheit durch Diabetesfachberaterinnen oder -berater und weitere Fachpersonen erhalten.

Worauf muss ich als Betroffene oder Betroffener achten?
Am wichtigsten ist eine gesunde Lebensweise. Dies bedeutet allerdings nicht, dass man auf alles verzichten muss. Gefragt ist ein gutes Mass. Gezuckerte Getränke und Fruchtsäfte sowie Nikotin sollten aber gemieden werden.

Daneben sollen Betroffene auch in der Lage sein, den Blutzucker selbst zu messen und somit zu überwachen, insbesondere in speziellen Situationen wie Sport, Krankheit, Fasten, Autofahren etc.

Es sollen regelmässige Kontrollen beim Arzt erfolgen, um allfällige Therapieanpassungen vorzunehmen, Langzeitkomplikationen zu erkennen und weitere Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie Blutdruck, Cholesterin und Nikotinkonsum zu behandeln.

Wie wichtig ist die frühe Diagnose und damit verbundene Behandlung?
Ein unbehandelter oder schlecht eingestellter Diabetes kann über die Jahre zu Langzeitkomplikationen führen. Die dabei hauptsächlich betroffenen Organe sind Herz/Kreislauf, Augen, Nieren, Nerven und Füsse. Durch eine gute Behandlung des Diabetes mit Lebensstiloptimierung und geeigneten Medikamenten kann das Auftreten solcher Komplikationen vermieden oder deutlich hinausgezögert sowie deren Fortschreiten verlangsamt werden.

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